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Ent­schlie­ßung der 49. Kon­fe­renz der Da­ten­schutz­be­auf­trag­ten des Bun­des und der Län­der am 9./10. März 1995 in Bre­men

Ent­wurf eines Ge­set­zes über das Bun­des­kri­mi­nal­amt (BKA-​Gesetz) - Bundesrats-​Drucksache 94/95 -

Zu den Be­ra­tun­gen des Ent­wurfs für ein Ge­setz über das Bun­des­kri­mi­nal­amt er­klä­ren die Da­ten­schutz­be­auf­trag­ten des Bun­des und der Län­der:

Auch aus Sicht des Da­ten­schut­zes ist es zu be­grü­ßen, daß die seit lan­gem über­fäl­li­gen be­reich­s­pe­zi­fi­schen Re­ge­lun­gen zur bun­des­wei­ten po­li­zei­li­chen Da­ten­ver­ar­bei­tung ins­be­son­de­re im po­li­zei­li­chen In­for­ma­ti­ons­sys­tem (INPOL) nun­mehr in das Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren ein­ge­bracht wer­den. Der Ge­setz­ent­wurf ent­hält im Ver­gleich zu den Vor­ent­wür­fen eine Reihe von Vor­schrif­ten, die da­ten­schutz­recht­lich po­si­tiv zu wer­ten sind. Hier­zu ge­hö­ren:

  • der Ver­zicht auf die im Vor­ent­wurf vor­ge­se­he­nen Be­fug­nis­se zur sog. "Fest­stel­lung des An­fangs­ver­dachts";

  • das Er­for­der­nis der Ein­wil­li­gung für die Spei­che­rung von Daten über Zeu­gen und mög­li­che Opfer;

  • Über­mitt­lungs­ver­bo­te bei über­wie­gen­den schutz­wür­di­gen In­ter­es­sen der Be­trof­fe­nen oder bei ent­ge­gen­ste­hen­den ge­setz­li­chen Ver­wen­dungs­re­ge­lun­gen;

  • die Be­ach­tung lan­des­ge­setz­li­cher Lö­schungs­fris­ten.

An­de­rer­seits be­geg­net der Ge­setz­ent­wurf je­doch nach wie vor ge­wich­ti­gen Be­den­ken, da er tiefe Ein­grif­fe in die Rech­te von Be­trof­fe­nen er­mög­licht, deren Vor­aus­set­zun­gen und Reich­wei­te un­klar oder nicht durch über­wie­gen­de In­ter­es­sen der All­ge­mein­heit ge­recht­fer­tigt sind. Dies gilt ins­be­son­de­re für

  • die Ver­wen­dung des Be­griffs der Straf­ta­ten von er­heb­li­cher Be­deu­tung ohne De­fi­ni­ti­on, um wel­che Tat­be­stän­de es sich han­delt, weil damit nicht mehr vor­aus­seh­bar ist, wann die an die­sen Be­griff an­knüp­fen­den Ein­griffs­be­fug­nis­se zur Da­ten­ver­ar­bei­tung er­öff­net sind;

  • die Be­fug­nis­se der Zen­tral­stel­le zu selb­stän­di­gen Da­ten­er­he­bun­gen und Über­mitt­lun­gen bis hin zum au­to­ma­ti­sier­ten Da­ten­ver­bund mit aus­län­di­schen und zwi­schen­staat­li­chen Stel­len ohne Ein­ver­neh­men mit den je­weils ver­ant­wort­li­chen Län­der­po­li­zei­en;

  • die un­kla­re Ab­gren­zung der Da­ten­ver­ar­bei­tungs­be­fug­nis­se im Hin­blick auf die un­ter­schied­li­chen Be­fug­nis­se zur Straf­ver­fol­gung, Ge­fah­ren­ab­wehr, Ver­hü­tung von Straf­ta­ten und Vor­sor­ge für künf­ti­ge Straf­ver­fol­gung sowie die feh­len­de klare Zweckbindungs-​ und Zweck­än­de­rungs­re­ge­lung;

  • die Be­fug­nis zur ver­deck­ten Da­ten­er­he­bung aus Woh­nun­gen ohne ein­deu­ti­ge Be­gren­zung auf den Schutz ge­fähr­de­ter Er­mitt­ler.

Die Da­ten­schutz­be­auf­trag­ten for­dern den Ge­setz­ge­ber auf, die Schwach­stel­len des Ent­wurfs aus­zu­räu­men. Ins­be­son­de­re for­dern sie klare ver­fas­sungs­kon­for­me Re­ge­lun­gen zur Aus­kunfts­er­tei­lung an Be­trof­fe­ne und der Prüf­rech­te für INPOL-​Daten da­hin­ge­hend, daß die Da­ten­schutz­kon­troll­rech­te bei der da­ten­schutz­recht­li­chen Ver­ant­wor­tung der Stel­len an­knüp­fen, die die Spei­che­rung im INPOL-​System selbst vor­neh­men oder ver­an­las­sen.