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Ent­schlie­ßung der 78. Kon­fe­renz der Da­ten­schutz­be­auf­trag­ten des Bun­des und der Län­der am 8. und 9. Ok­to­ber 2009 in Ber­lin

Da­ten­schutz­de­fi­zi­te in Eu­ro­pa auch nach Stock­hol­mer Pro­gramm

Die Eu­ro­päi­sche Union will im Stock­hol­mer Pro­gramm ihre po­li­ti­schen Ziel­vor­ga­ben zur Ent­wick­lung eines Raums der Frei­heit, der Si­cher­heit und des Rechts für die kom­men­den fünf Jahre fest­schrei­ben. Dazu hat die Kom­mis­si­on der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaf­ten einen Ent­wurf vor­ge­legt.

Zwar er­wähnt der Kom­mis­si­ons­ent­wurf die Wah­rung der per­sön­li­chen Frei­heits­rech­te und des Schut­zes der Pri­vat­sphä­re als Prio­ri­tä­ten der Innen-​ und Si­cher­heits­po­li­tik in einem "Eu­ro­pa der Bür­ger". Schrit­te wie der ge­plan­te Bei­tritt der Eu­ro­päi­schen Union zur Eu­ro­päi­schen Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on, Aufklärungs-​ und In­for­ma­ti­ons­kam­pa­gnen zum Da­ten­schutz und die För­de­rung und ggf. Zer­ti­fi­zie­rung von da­ten­schutz­freund­li­chen Tech­no­lo­gien wei­sen auch in diese Rich­tung.

Al­ler­dings blei­ben die kon­kre­ten Über­le­gun­gen für einen ver­bes­ser­ten Da­ten­schutz deut­lich hin­ter den Ziel­set­zun­gen für eine ver­bes­ser­te Si­cher­heits­ar­chi­tek­tur zu­rück. Hier­zu ent­hält der Kom­mis­si­ons­ent­wurf einen um­fang­rei­chen Ka­ta­log von zum Teil äu­ßerst ein­griffs­in­ten­si­ven Maß­nah­men, wie z. B. ein elek­tro­ni­sches Registrier-​ sowie Vor­ab­ge­neh­mi­gungs­sys­tem für Ein- und Aus­rei­sen in oder aus der EU oder den Auf­bau eines eu­ro­päi­schen Straf­re­gis­ter­in­for­ma­ti­ons­sys­tems. Die eben­falls an­ge­streb­te ein­heit­li­che Platt­form der In­for­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tung mit bei­na­he be­lie­bi­gen Da­ten­ver­ar­bei­tungs­mög­lich­kei­ten ge­fähr­det ohne an­ge­mes­se­ne Maß­nah­men zur Ge­währ­leis­tung von Da­ten­schutz und Da­ten­si­cher­heit die Bür­ger­rech­te.

Nach Auf­fas­sung der Da­ten­schutz­be­auf­trag­ten des Bun­des und der Län­der be­darf es wei­te­rer Schrit­te, um in Eu­ro­pa ein aus­ge­wo­ge­nes Ver­hält­nis von Si­cher­heit und Frei­heit zu er­rei­chen. Hier­zu zäh­len ins­be­son­de­re:

  • Die Wei­ter­ent­wick­lung des Rah­men­be­schlus­ses 2008/977/JI zu einem har­mo­ni­sier­ten und auch für die in­ner­staat­li­che Da­ten­ver­ar­bei­tung ver­bind­li­chen Da­ten­schutz­recht, das im Be­reich der po­li­zei­li­chen und jus­tizi­el­len Zu­sam­men­ar­beit ein hohes Da­ten­schutz­ni­veau ge­währ­leis­tet.
  • Ab­schluss von Über­ein­kom­men mit Dritt­staa­ten nur unter der Vor­aus­set­zung, dass die zwin­gen­den Da­ten­schutz­grund­sät­ze dort be­ach­tet wer­den.
  • Ein un­ab­hän­gi­ges da­ten­schutz­recht­li­ches Beratungs-​ und Kon­troll­organ für alle Be­rei­che der po­li­zei­li­chen und jus­tizi­el­len Zu­sam­men­ar­beit der EU-​Mitgliedstaaten.
  • Die Eva­lua­ti­on der vie­len auf EU-​Ebene be­schlos­se­nen si­cher­heits­po­li­ti­schen Vor­ha­ben im Hin­blick auf ihre Ef­fek­ti­vi­tät, den Um­fang der mit ihnen ver­bun­de­nen Grund­rechts­ein­grif­fe sowie mög­li­che Über­schnei­dun­gen der Maß­nah­men un­ter­ein­an­der, bevor wei­te­re Rechts­ak­te ver­ab­schie­det wer­den.
  • Die Ver­bes­se­rung von Trans­pa­renz und de­mo­kra­ti­scher Kon­trol­le bei der Recht­set­zung im Be­reich der po­li­zei­li­chen und jus­tizi­el­len Zu­sam­men­ar­beit auf eu­ro­päi­scher Ebene, un­ge­ach­tet der An­nah­me des Ver­tra­ges von Lis­sa­bon.

Die Kon­fe­renz der Da­ten­schutz­be­auf­trag­ten des Bun­des und der Län­der for­dert die Bun­des­re­gie­rung auf, sich für diese For­de­run­gen - auch unter Be­rück­sich­ti­gung der Kri­tik des Bun­des­ra­tes etwa zu der Schaf­fung von Exe­ku­tiv­be­fug­nis­sen für EU­RO­POL und EU­RO­JUST - im wei­te­ren Ver­fah­ren ein­zu­set­zen.