Pressemitteilung vom 15. August 2025
Weiterverkaufte Retourenpakete als Datenschutzrisiko - Secret Packs und Mystery Boxen können persönliche Daten der ursprünglichen Paketempfängerinnen und -empfänger enthalten
Der Inhalt von Retourenpaketen kann viel über den Absender oder die Absenderin verraten und beim Weiterverkauf der Pakete ihre Privatsphäre gefährden. Namen und Kontaktdaten auf der Verpackung oder dem Lieferschein in Kombination mit dem Inhalt, zum Beispiel aus der Erotikabteilung, können so an völlig Fremde gelangen. Von solchen Fällen erfuhr die Landesbeauftragte für den Datenschutz Sachsen-Anhalt und nahm dies zum Anlass für eine Datenschutzprüfung. Sie hat Händler in Sachsen-Anhalt beraten und sieht das Problem vor allem bei großen Versandzentren, von denen die Retourenpakete stammen.
Seit dem vergangenen Jahr werden Retourenpakete als so genannte Secret Packs oder Mystery Boxen verkauft. Die Automaten dazu sprießen wie Pilze aus dem Boden. Wer ein solches Paket kauft, hat die Hoffnung, ein besonderes Schnäppchen zu ergattern. Jedoch erhält man unter Umständen nicht nur mehr oder weniger nützliche Gegenstände, sondern erfährt manchmal ungewollt viel über den ursprünglichen Adressaten oder die Adressatin des Pakets.
Die Landesbeauftragte ist den Ursachen für die Datenschutzvorfälle auf den Grund gegangen. Dabei hat sie ermittelt, dass die Betreiber der Automaten für Secret Packs oder Mystery Boxen diese Pakete von ihren Zwischenhändlern mit allen Adressdaten im Klartext erhalten. Zwar wenden sie dann verschiedene Methoden zur Schwärzung an, zum Beispiel mit wasserfesten Stiften, Aufklebern oder Stempeln. Allerdings sind diese Methoden teilweise nicht wirksam: Die Farbe oder der Stempel verblasst. Der Aufkleber lässt sich rückstandsfrei entfernen. Manchmal reicht es auch, die geöffnete Verpackung gegen eine Lichtquelle zu halten. Schon können die personenbezogenen Daten der ursprünglichen Paketempfängerin oder des -empfängers wieder sichtbar sein. Auch im Inneren des Pakets können sich noch Rechnungen, Lieferscheine oder weitere Verpackungen mit personenbezogenen Daten befinden. Bei der Datenschutzprüfung waren so zum Teil noch Namen, Anschriften, manchmal auch E-Mail-Adressen und Telefonnummern der ursprünglichen Paketempfängerinnen und -empfänger lesbar.
Die Kontaktdaten an sich gehören schon nicht in fremde Hände. In der Kombination mit dem Inhalt der Pakete können darüber hinaus sehr sensible Informationen zu Lebensgewohnheiten oder persönlichen Vorlieben preisgeben werden. Kleidungsstücke lassen Rückschlüsse auf die körperliche Verfassung zu. Befindet sich im Retourenpaket beispielsweise Sexspielzeug, werden auf diese Weise sogar Informationen über das Intimleben offenbart.
Die Landesbeauftragte Maria Christina Rost warnt: „All die Menschen, die Pakete zurückschicken, haben ein Recht darauf, dass ihre Daten nicht auf diesem Weg an völlig Fremde gelangen.“
Sie hat einzelne Automatenbetreiber in Sachsen-Anhalt im Hinblick auf die Datenschutzrisiken beraten und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Jegliche personenbezogenen Daten auf und in den Versandverpackungen müssen entfernt werden, bevor die Pakete in den Verkauf gehen.
Gleichzeitig hat die Landesbeauftragte auch von einem großen Versandzentrum außerhalb von Sachsen-Anhalt erfahren, von dem die allermeisten Retourenpakete stammen sollen. Sie hat die zuständige Datenschutzaufsichtsbehörde des Bundeslandes informiert: „Nach meinen Erkenntnissen werden von dort aus die Retourenpakete mitsamt den personenbezogenen Daten über verschiedene Zwischenhändler in den Weiterverkauf gebracht. Wichtig ist, dass bereits dort der Datenschutz mitgedacht wird. Die Verantwortung sollte nicht an das kleinste Glied am Ende der Handelskette abgewälzt werden. Dies habe ich nun meinen Kolleginnen und Kollegen der zuständigen Aufsichtsbehörde zur weiteren Prüfung übergeben“, sagt die Landesbeauftragte.
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